Aller Anfang ist leicht!

Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, wenn Sie mit dem Visualisieren anfangen. Es gibt viele gute Visuals, die den Anfang leicht machen.

Wie findet man eigentlich einen guten Einstieg ins Visualisieren, wenn man es gewohnt ist, in Beratung und Coaching hauptsächlich mit verbalen oder körpersprachlichen Mitteln zu arbeiten?  Wie fängt man es an, wenn man von den eigenen Zeichenkünsten noch nicht so richtig überzeugt ist? Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mich im professionellen Zweier-Setting genierte,  zum Stift zu greifen! Dabei muss man sich das Leben nicht unnötig schwer machen. Es gibt viele gute Vorbilder, von denen wir lernen und uns etwas abschauen können. Hier sind drei Tipps, wie wir uns das zunutze machen können: 

  1. Arbeiten Sie mit dem, was schon da ist

Gerade am Anfang, wenn wir noch ungeübt im Umgang mit Visualisierungsobjekten sind, ist es wichtig, dass wir uns auf unser Gegenüber konzentrieren und nicht durch die Erstellung komplizierter Visualisierungen ablenken. Deshalb: Halten Sie nach Materialien Ausschau, die andere bereits erstellt haben. Visualisieren soll Ihre Beratung oder Ihr Coaching leichter machen, nicht komplizierter. Verwenden Sie Abbildungen aus Büchern, Schaubilder aus Fachartikeln oder Fundstücke aus dem Internet. Eine einfache Bildersuche mit einem Fachbegriff kann eine Flut von Ergebnissen bringen. Darüber hinaus bieten einige Verlage (z.B. Beltz) fertige visuelle Produkte wie Poster, Karten oder Charts an. In der Regel sind sie von Grafikern erstellt worden und vermitteln einen professionellen Eindruck.

Seien Sie aber wählerisch bei der Auswahl! Verwenden Sie nicht den erstbesten Treffer und fallen Sie nicht auf die visuell ansprechendsten Bilder herein. Prüfen Sie genau, ob die inhaltliche Aussage zu Ihrer inhaltlichen Arbeit passt. Machen Sie sich auch klar, was Sie an den ausgewählten Bildern gelungen finden und was Ihnen nicht so gut gefällt. Lernen Sie aus den Vorbildern!

Auf diese Weise machen Sie sich selbst den Anfang mit dem Visualisieren leicht. Unterschätzen Sie nicht, was Sie daraus lernen können, wenn Sie Visuals aussuchen und sich mit dem bereits vorhandenen Material auseinandersetzen: Bei der Auswahl schulen Sie Ihren visuellen Blick und entwickeln ein Gefühl für Stil und Gestaltungsmerkmale, ohne inhaltlich Komprommisse einzugehen. Sie entwickeln ihre eigenen Qualitätsmerkmale und entdecken vielleicht Stilmittel für eigene Visuals, die Sie später in Ihren selbst erstellten Bildmaterialien verwenden können.

  1. Copy it! Kopieren Sie es!

Möglicherweise finden Sie es umständlich, in Büchern und Zeitschriften nach geeigneten Abbildungen zu suchen oder sich gemeinsam an den PC zu setzen, um ein Modell zu studieren. Das Buch klappt vielleicht zusammen, die Abbildung in der Zeitschrift ist von Text umrandet, der ablenkt. Es liegt also nahe, das Bild zu kopieren und dabei vielleicht auch auszuschneiden und zu vergrößern. Wenn ein Bild öfter gebraucht wird, können wir es auf Pappe drucken oder laminieren. So lässt es sich thematisch in eine Mappe einsortieren oder in ein Visualisierungsheft einkleben. Ich nutze dazu hochwertige blanko Hefte im DIN A4-Format mit schwerem Papier.

Aber Vorsicht: Visuals sind urheberrechtlich geschützt. Wenn sie nicht mit einer Creative Commons Lizenz versehen und für den Gebrauch freigegeben sind, könnte die kommerzielle Nutzung im Beratungskontext strafbar sein. Wer auf Nummer Sicher gehen will, fragt beim Verlag oder Autor nach, ob der Gebrauch der Fotokopie in Ordnung geht. Auf jeden Fall sollte das kopierte Visual mit einer Quellenangabe versehen sein. 

  1. Make it your own! Wandeln Sie es ab und machen Sie Ihr eigenes Ding!

Die dritte Möglichkeit ist, vorhandene Schaubilder eigenhändig abzumalen. Fehlen Ihnen einzelne Aspekte, finden Sie das Wording für Ihren Kontext unpassend? Gefällt Ihnen die Farbe nicht? Dann machen Sie das Bild zu Ihrem eigenen Bild. Wandeln Sie es so ab, dass es Ihnen besser gefällt und in Ihren Beratungskontext passt.  Aber auch hier Vorsicht: Vermerken Sie in der Quellenangabe, wer Sie zu Ihrem Bild inspiriert hat und auf wen das zugrundeliegende Modell zurückgeht. 

Die Tipps gefallen Ihnen und Sie wollen gerne sehen, wie man sie konkret in die Tat umsetzt? Sie brauchen mehr Beispiele und Praxiserfahrungen, um auf Ideen für die eigene Arbeit zu kommen? Dann ist die Online-Werkstatt „Visuals für Beratung und Coaching“ vielleicht das Richtige für Sie. Dort bekommen Sie noch mehr praktische Tipps und finden eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen, mit denen Sie sich austauschen und von denen Sie sich inspirieren lassen können. Sie startet am 6.2.2023 mit einem kostenlosen Miniworkshop. Ich freue mich, wenn Sie dabei sind!

Visuals zusammen entwickeln macht noch mehr Spaß!

Corona-Zwischenbilanz: Mehr Fokus, Struktur und sichtbare Ergebnisse mit online Visuals

Endlich Sommer! Die Hüllen und die Masken fallen – wir beraten wieder in Präsenz. Aber die Beratung ist nicht mehr dieselbe wie vor Corona. Die Beratung in zoom mit der Visualisierung unter der Dokumentenkamera hat einiges verändert. Und das betrifft nicht nur die Werkzeuge, die Medien und die Tatsache, dass wir statt zu Flipchart und Marker zur Dokumentenkamera, A4-Formaten und Post-it-Zetteln gegriffen habe; es geht auch um mehr, als den Wegfall von Fahrzeiten und die größere Flexibilität. Es geht darum, wie wir den Beratungsprozess gestalten, Aufmerksamkeit lenken und welche Ergebnisse wir produzieren. Zeit also für eine kurze Zwischenbilanz und die Frage: Was hat sich verändert?.

  1. Mehr Fokus und Aufmerksamkeit auf der Sache

Wenn wir in der Online-Beratung die Dokumentenkamera dazu schalten, lenken (entscheiden?) wir mit einem Klick, was unser Gegenüber im wahrsten Sinne des Wortes “auf dem (Bild-)Schirm hat”. Während in der Präsenz-Beratung die Aufmerksamkeit unserer Klienten zwischen dem entstehenden Visual und uns als Beratenden hin- und her wechselt, haben wir in der Online-Beratung die technische Möglichkeit, uns als Person zurück zu nehmen, in den Hintergrund  zu treten (oder uns optisch klein zu stellen) und die Sache, über die wir sprechen in den Vordergrund zu rücken. Dennoch bleibt der persönliche Kontakt dadurch erhalten, dass wir mit unseren Händen und der Schrift unter der Kamera sichtbar bleiben, miteinander sprechen und mit der Visualisierung spiegeln, was wir verstehen. Missverständnisse werden aufgedeckt und können korrigiert werden

  1. Neue Routinen, neue Struktur

Am Anfang der Coronakrise fühlte es sich noch abgeschnitten und unpersönlich an: Der Händedruck an der Tür, der kurze Blickkontakt zwischendurch, die Möglichkeit, das Flipchart herbeizurollen, auf ein Poster zu zeigen, unsere Trittplatten-Charts auf den Fußboden zu legen – all das fehlte und es gab noch keinen Ersatz. Vieles, was in der Präsenz-Beratung im Raum nebenher gelaufen und selbstverständlicher Teil des Beratungshandelns war, musste nun in ein handhabbares Din A4 Format gebracht werden, das man unter die Kamera legen, fotografieren und verschicken konnte. Doch genau das stellt sich rückblickend als Entwicklungsmotor für die Prozessgestaltung dar: Da auf einem Din A4 Blatt weniger Text Platz hat als auf einem Flipchart wurde es notwendig, die Inhalte auf mehrere Blätter aufzuteilen. Diese Blätter wurden nicht, wie früher die großen Flipcharts, aufgerollt und mitgegeben, sondern abfotografiert und versendet, bzw. im Beratungsordner abgelegt. So entstand Sitzung für Sitzung eine Dokumentation, die Bild für Bild nachvollziehbar machte, was in den Sitzungen besprochen worden war. Das Ritual des Abfotografierens nach der Sitzung und der chronologischen Sortierung, lässt den Beratungsablauf im Zeitraffer noch einmal Revue passieren. Die Klientin/ der Klient wiederholt den Prozess, wenn sie oder er die Mail ausdruckt, sichtet und abheftet. Durch diese Wiederholung werden die Inhalte vertieft und für die weitere Bearbeitung zugreifbar gemacht. . 

  1. Sichtbare (Zwischen-)Ergebnisse und bessere Handhabbarkeit

Während des Beratungsprozesses – bei mir geht er in der Regel über drei bis fünf Sitzungen mit oft monatelangen Pausen dazwischen – kommt eine Sammlung von Blättern zusammen, die den Verlauf der gemeinsamen Arbeit abbilden und sich praktisch in eine Hülle packen lassen. Dieser visuelle Rückblick hilft, an Zwischen-Ergebnisse anzuknüpfen und dort anzuschließen, wo man früher aufgehört hat. Wir können ergänzen, korrigieren, weiterdenken und Zwischenerfolge identifizieren, die bei einer rein verbalen Beratung vielleicht verloren gegangen wären oder nur schwer zu rekapitulieren wären. Dabei kann man auch überraschende Entdeckungen machen: Es wird sichtbar,  dass sich die anfängliche Fragestellung, bzw das Anliegen verändert, bzw. konkretisiert. Als Gedächtnisstütze ist die Visual-Sammlung von hohem Wert: Selbst wenn die Klientin oder der Klient nach Jahren mit den Visualisierungen wiederkommt, kann man so auf den früheren Ergebnissen aufbauen. Mit rein schriftlichen Notizen wäre dieser Effekt nur mit viel Aufwand herzustellen.

Fazit

Auch wenn sich der Versuch, die Präsenzberatung in eine visuell unterstützte Online-Beratung zu übersetzen anfangs wie ein Notlösung anfühlte, so hat dies im Ergebnis zu einer strukturierteren, nachvollziehbareren und praktischeren Gestaltung des Beratungsprozesses geführt, die sichtbare Ergebnisse produziert. Dies wirkt jetzt in die aktuelle Präsenzberatung zurück, wo die neue Struktur und die neuen Rituale jetzt weiter entwickelt werden.

Gute Visuals besser machen

Was ist ein gutes Visual für Beratung und Coaching? Bei dieser Frage geht es um weit mehr als um Geschmack und individuelle Vorlieben. Es geht darum, ob das Visual funktioniert. Ob es das abbildet, was wir sagen wollen. Es geht darum, ob es Aufmerksamkeit weckt und überhaupt gesehen wird, ob es den Fokus und das gegenseitige Verständnis vertieft. Es geht darum, ob es die Arbeitsbeziehung stärkt und den Prozess voranbringt. Es geht darum, ob es tut, was es soll.

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7 Gründe für Visuals in Beratung und Coaching

Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne Stift und Papier zu arbeiten, vor allem wenn es in Beratungsgesprächen und Coachings unter vier Augen um schwierige oder komplexe Inhalte geht. Viel zu groß wäre die Gefahr, entscheidende Details aus dem Auge zu verlieren, wenn zu viele verwobene und verwickelte zu verarbeiten sind sind oder wenn es emotional wird. Visualisierungen helfen, Inhalte systematisch aus dem Kopf heraus aufs Papier zu bringen, mit Abstand, manchmal auch mit Humor, aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, zu sammeln, zu sortieren und neu zu arrangieren. Doch was genau macht Coachingvisuals zum unverzichtbaren Handwerkszeug?

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Stressbewältigung lernen mit Sketchnotes

Wie wir mit Zeichnungen Verhalten und Erleben ändern lernen

Dass Sketchnotes eine gute Methode sind, um sich neue Wissens-Inhalte anzueignen und zu lernen, darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden.Doch in Beratungs- und Coachingsituation kommt es oft mehr darauf an, Verhalten und Erleben unter die Lupe zu nehmen und zu verändern. Auch hierbei können Sketchnotes neue Räume öffnen und Möglichkeiten schaffen.

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Wie Visuals mehr Fokus ins Online-Coaching bringen

Wenn es ums Online-Coaching geht, scheiden sich die Geister: Viele KollegInnen, die versuchen, ihr gewohntes verbales Coaching, eins zu eins ins Digitale zu übersetzen, winken ab: Das Video auf dem Bildschirm ist kein Ersatz für den direkten Kontakt mit den KlientInnen. Blicke seien schwerer zu deuten, Sprechpausen fühlten sich unbehaglicher an. Es fehle das Gefühl von Kontakt, von gemeinsamem Fokus. Und dann seien da ja auch noch die technischen Tücken … Von visuellen Coaches hingegen höre ich solche Klagen seltener. Sie sehen Online Coaching als Erweiterung ihrer Möglichkeiten an und freuen sich über neue Tools, die die Sitzungen interaktiver machen und noch besser auf den Punkt bringen, worum es geht. Das hat mich neugierig gemacht: Wie genau schaffen wir Visual Coaches es, über den Bildschirm Aufmerksamkeit zu wecken und den Fokus zu halten?

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Coaching in Coronazeiten

Mit Visuals in Verbindung bleiben

Visualisierungen helfen, die Verbindung zu halten

Wie wahrscheinlich die meisten Coaches, die normalerweise persönlich coachen, habe ich die ersten „Corona-Beratungen und -Coachings“ erst am Telefon, dann per Videokonferenz geführt. Besonders befriedigend war das nicht. Es hat sich amputiert und verhackt angefühlt, mir fehlte das nonverbale Feedback und damit das Gefühl, in Kontakt zu sein. Dann habe ich die Dokumentenkamera ausgepackt und mir wieder Papier und Stifte bereit gelegt. Seither komme ich sehr viel besser klar.

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5 Visual Tools für die Exploration im Coaching

Die Explorationsphase ist das Herz des Coachings. Wie bei einer Entdeckungsreise sondieren wir das Feld, das uns der Lösung oder unserem Ziel näher bringen soll. Auf dem Papier können wir dabei ohne Risiko soviel ausprobieren, wie wir wollen. Ja, wir können die verschiedenen Möglichkeiten auch nebeneinander legen, vergleichen und kombinieren. Das entlastet das Gedächtnis, schafft emotionalen Abstand und erlaubt komplexes Denken und strategisches Vorgehen. Wir beginnen damit, dass wir den Rahmen für das Coaching setzen:

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5 visuelle Tools fürs Denken „out of the box“

Sobald wir für ein Problem mehrere Lösungsansätze haben, wird es kompliziert, wenn wir es rein verbal oder in Gedanken lösen wollen. Wir tendieren dann dazu, uns auf eine Lösungsweg zu konzentrieren. Das macht es schwer, von falschen Lösungsansätzen Abstand zu gewinnen und out of the box zu denken. Mit Visuals ist das anders. Sie erlauben es, buchstäblich verschiedene Alternativen nebeneinander zu legen und Querverbindungen zu schaffen. “In Alternativen denken” ist definitv einfacher, wenn wir Visuals zur Hilfe nehmen. Doch der Reihe nach.