Coaching in Coronazeiten

Mit Visuals in Verbindung bleiben

Visualisierungen helfen, die Verbindung zu halten

Wie wahrscheinlich die meisten Coaches, die normalerweise persönlich coachen, habe ich die ersten „Corona-Beratungen und -Coachings“ erst am Telefon, dann per Videokonferenz geführt. Besonders befriedigend war das nicht. Es hat sich amputiert und verhackt angefühlt, mir fehlte das nonverbale Feedback und damit das Gefühl, in Kontakt zu sein. Dann habe ich die Dokumentenkamera ausgepackt und mir wieder Papier und Stifte bereit gelegt. Seither komme ich sehr viel besser klar.

Die Ratsuchenden sind mit dem „visuellen Coaching“ zufrieden und bedanken sich explizit dafür, dass ich das Gespräch mitzeichne, sie im Coaching die Gelegenheit haben, das Gesagte zu konkretisieren und die Visualisierung zu korrigieren und sie im Anschluss ein handfestes Ergebnis zugemailt bekommen. Mein Eindruck ist, dass die „Zuschaltung“ des visuellen Kanals einen entscheidenden Unterschied für die Ratsuchende macht: Sie fühlen sich nicht nur verbal angesprochen, sondern kommen über das Bild ins „Probehandeln“ auf dem Papier, sind also intensiver ins Gespräch involviert. Als Beraterin/ Coach kann ich mich leichter rückversichern, ob ich das Gesagte richtig verstanden und eingeordnet habe und es kommt ein greifbares Gesprächsergebnis heraus, das es später erleichtert, wieder anzuknüpfen. Ich habe mir gedacht, dass meine Erfahrungen für euch interessant sind und möchte deshalb schildern, wie ich dabei vorgehe und welche Technik ich dabei nutze.

Vor der Sitzung: Orga-Telefonat und Mailing

Bevor es losgeht, rufe ich die Klientin an und biete ihr an, das vereinbarte Coaching per Videokonferenz zu machen. Denen, die noch wenig Erfahrung mit Videokonferenzen gemacht haben, erkläre ich, dass sie dazu nur einen Link anklicken brauchen, den ich ihnen vorher zusende, und dass keine Programminstallation nötig ist, sie müssen lediglich ihre Kamera und das Mikrofon freigeben, wenn sie danach gefragt werden. Für diese einfachste Version verwende ich das Open Source Programm Jitsi Meet, das zudem den Vorteil hat, dass es die Daten verschlüsselt und als sicher gilt. Bei Erstberatungen weise ich noch einmal auf die vorbereitenden drei Fragen hin, bei laufenden Beratungen bitte ich um die Zusendung eines Fotos oder Scans, falls ich ein visuelles Formular („Template“) oder eine andere Visualisierung als Hausaufgabe vergeben hatte. (In der analogen Beratung bringen die Klientinnen ihre Aufzeichnungen im Original mit.) Dann richte ich auf der Plattform einen digitalen Beratungsraum ein, indem ich einen Namen für die Sitzung vergebe und maile der Klientin den Link mit dem Termin zu.

Während der Sitzung: Dokumentenkamera und Telefon

Zunächst gebe ich die Webcam (oder am Laptop die eingebaute Kamera) frei, um die Ratsuchende persönlich „von Angesicht zu Angesicht“ zu begrüßen. Ich führe das Vorgespräch, erfasse beim Erstgespräch die üblichen Daten und erkläre dann, dass ich auf die Dokumentenkamera umschalte, um das Gespräch visualisieren zu können (ich verwende die Iveko V4K). Dazu klicke ich bei jitsi meet auf den runden Aktualisierungspfeil in der Browserleiste. Die Übertragung wird dadurch kurz unterbrochen und ich werde erneut aufgefordert, Kamera und Mikro freizugeben. Nun wähle ich die Dokumentenkamera an, die per USB mit dem PC verbunden ist. Auf den Bildschirmen erscheint nun statt meines Gesichtes eine Draufsicht meines Schreibtischs, auf dem ich ein A4-Blatt liegen habe. Hier kann ich nun wie gewohnt visuell agieren. Ich kann meine Kartensets und Schaubilder einsetzen, Visuelle Formulare ausfüllen, Mindmaps zeichnen, Haftzettel ausfüllen, clustern und umsortieren, Zeitleisten erstellen, nächste Schritte aufzeichnen oder was immer inhaltlich gerade dran ist. Während ich dies tue, kann ich mit der Klientin darüber sprechen, mich rückversichern, nachfragen, korrigieren lassen und die Visualisierung weiter entwickeln. Die Dokumentenkamera lässt sich auch auf ein Flipchart halten. Ich ziehe allerdings die Arbeit auf dem A4-Format vor, da ja auch die Klientin das Ergebnis nur im A4-Format ausdrucken und lesen kann.

Wenn die Audioverbindung sehr schlecht ist, verwende ich gelegentlich zusätzlich das Telefon. Das hat den weiteren Vorteil, dass ich beim Umschalten auf die andere Kamera die Verbindung auditiv halten und weiter mit der Klientin sprechen kann. 

Wer keine Dokumentenkamera hat, kann auch das Handy oder IPad als Kamera nutzen und sich mit dem entsprechenden Gerät zusätzlich in das jitsi Meeting gehen. Dazu braucht man dann eine stabile Halterung, die die Kamera über dem Blatt oder vor das Flipchart hält. 

Besonders bei Klientinnen, mit kreisenden Gedanken oder sprunghaften Ideen helfen diese Visualisierungen sehr, das bereits Gesagte zu spiegeln, auf den Punkt zu kommen und Gedanken weiter zu entwickeln statt sich in Schleifen verwickeln zu lassen. Mir als Coach hilft die Visualisierung, komplizierte Sachverhalte zu verstehen und mit der Ratsuchenden nächste Schritte in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen und zu planen.

Nach der Sitzung: Ergebnisse per Mail

Direkt im Anschluss an das Coaching fotografiere oder scanne ich die entstandenen Visualisierungen und schicke sie der Klientin als PDF im Mailanhang, sodass sie sich das Ergebnis der Sitzung jederzeit am PC ansehen, ausdrucken und, mit anderen darüber reden und daran weiter arbeiten kann. Meistens schreibe ich in der Mail auch noch den Folgetermin und schicke weitere Unterlagen, Links und Vorlagen für die weitere Arbeit zwischen den Sitzungen mit. Die Originale nehme ich zu meinen Unterlagen. Bei der Vorbereitung der nächsten Sitzung sind sie Gold wert, weil sie enorm helfen, dort weiter zu machen, wo wir bei der letzten Sitzung aufgehört haben. 


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