5 Gründe warum wir besser zuhören, wenn wir visualisieren

Es wird behauptet, dass Sketchnotes und Visualisierungen uns Coaches und BeraterInnen helfen, besser zuzuhören. Ich glaube, das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist: Dass wir besser zuhören müssen, um überhaupt visualisieren zu können. Paradoxerweise erleben visualisierende Coaches und Berater das meistens als weniger anstrengend. Wie kann das sein? Warum gelingt Zuhören besser, wenn wir dabei visualisieren?

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3 visuelle Wege zum Wunsch-Coaché

Sketchnotes ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und machen auf den ersten Blick klar, worum es geht. Potentielle KlientInnen werden auf vielen Ebenen angesprochen – eben nicht nur durch das Zusammenspiel von Text und Bild. Sketchnotes wirken auch in Kontexten, in denen Texte und Gesprochenes keine Chance hätten. Das ganze wird verstärkt durch unseren Stil, unsere individuelle Handschrift, die „zwischen den Zeilen und Bildern“ spricht und wichtige Informationen über unser Mindset mitliefert. Das Ganze geschieht wörtlich im Vorübergehen und erreicht auch Menschen, die ansonsten nicht bereit wären, unsere Texte zu lesen. Wie können wir diese Effekte nutzen, um KlientInnen auf uns aufmerksam zu machen, mit denen wir gerne arbeiten und die besten Aussichten auf ein erfolgreiches Coaching haben? Worauf ist zu achten?

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Sketchnotes für zwei

Hier ist ein kleines Video über mein Buchprojekt:


“Sketchnotes für zwei” schreibe ich aus der Praxis für die Praxis. Ich zeige, wie wir visuelle Tools anwenden können, um professionelle Vieraugengespräche wirkungsvoller, effizienter, nachhaltiger und freudvoller zu gestalten. Es ist das Buch, das ich mir selbst gewünscht hätte, als ich damit anfing, Sketchnotes und andere Visualisierungen für meine Arbeit als Coach und Beraterin im Zweiersetting anzuwenden. Ich erkläre Schritt für Schritt:

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Gefühle visualisieren

Wenn Gefühle ins Spiel kommen, dann wird es für uns als BeraterIn oder Coach spannend und heikel zugleich. Mit Visualisierungen haben wir das Handwerkszeug, um mitfühlend, kräfteschonend und professionell damit umzugehen. Zeichnend können wir Gefühle angemessen aufnehmen und so transformieren, dass eine Veränderung zum Besseren in Sicht kommt.

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Visualisieren wie Gespräche laufen

 Visualisieren wie Gespräche laufen

 

Unsere Sprache ist voll von Bildern, wie Gespräche laufen: Wir drehen uns im Kreis, reden um den heißen Brei, explorieren ein Themenfeld, verstricken uns, liefern uns einen Schlagabtausch …Manchmal kann es hilfreich sein, diese Metaphern zu nutzen – entweder um Fortschritte aufzudecken oder um aus unproduktiven Mustern auszusteigen.

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Anatomie einer Sketchnotefigur

Gezeichnete Figuren können im visuellen Coaching und in Gesprächen sehr nützlich sein. Sie lenken die Aufmerksamkeit aufs Papier und ermöglichen es unseren Gesprächspartnern, sich und das eigene Anliegen aufs Papier zu projizieren. Das schafft Abstand, Übersicht und somit Erleichterung. Auf dem Papier, können die gezeichneten Figuren probehandeln, also risikofrei und kostenlos Dinge tun, die im wirklichen Leben vielleicht noch unmöglich oder undenkbar erscheinen. Wir können unser Gegenüber in dem Kontext abbilden, der für ihr Problem relevant ist und sie dahin bewegen, wo die Lösung liegen könnte. Obendrein können wir verstrickte Gesprächssituationen zwischen zwei Gesprächspartnern auflösen, indem sie die Aufmerksamkeit auf etwas Drittes, die Visualisierung, lenken. Weiterlesen

3 Gründe für Sketchnotes in der Wissensarbeit

Ob in der betrieblichen Weiterbildung, der Erwachsenenbildung oder an Hochschulen – neuerdings ist dort, wo viele Informationen schnell verarbeitet werden müssen, immer öfter von Sketchnotes die Rede. Studierende, Konferenz- und Weiterbildungsteilnehmer tauschen ihren Laptop gegen Stift und Papier und machen sich mit Pfeilen, Kästen, Symbolen und Schriften ein analoges Bild vom neuen Input. Lohnt sich der Aufwand? Was macht Sketchnotes als Lerninstrument für “Wissensarbeiter” so attraktiv? Hier sind drei Gründe, die erste Antworten auf diese Fragen geben können.

 

1. Sketchnoten hilft, aufmerksam zu bleiben und in den Flowzustand zu kommen

Wer jemals versucht hat, eine Sketchnote zu zeichnen, weiß, dass das nicht mal eben so nebenbei und ohne volle Aufmerksamkeit geht, es ist eben kein automatisiertes Mitschreiben. Es erfordert eine bewusste Entscheidung, sich auf den Inhalt einzulassen und das visuelle Denken mit einzuschalten. Lernen und Aufnehmen wird nicht leichter, es wird aktiver.

Während wir beim herkömmlichen Mitschreiben Pause haben, sobald keine neuen Infos kommen, die wir aufschreibenswert finden, können wir beim Sketchnoten auf den visuellen Modus umschalten und tätig bleiben, wir sind dann nicht zum Nichtstun verdammt, im Gegenteil – viele visuelle Entscheidungen sind zu treffen: Welche Informationen wollen wir hervorheben? Welche miteinander verbinden oder gegen andere abgrenzen? Wie machen wir Abläufe und Prioritäten sichtbar? Mit welchen Schriften und Unterstreichungen bauen wir Hierarchieebnen ein? Welche Farbcodes oder Icons fürgen wir hinzu? Spätestens wenn dann Symbole und Bilder mit ins Spiel kommen, aktivieren wir damit verbundene Emotionen und Assoziationen und das hilft zusätzlich, am Ball zu bleiben.

Und selbst wenn wir nichts Inhaltliches an der Sketchnote zu ergänzen haben und nur mechanisch etwa die Buchstaben in der Überschrift ausmalen oder einen farbigen Rand zeichnen bleiben wir doch bei der Sache und über die Sketchnote mit dem Thema in Verbindung.

Sketchnoten erfordert also nicht nur eine bewusste Entscheidung und Aufmerksamkeit, es bindet und hält auch unsere Aufmerksamkeit. So wird das Notieren zu einer Tätigkeit, die uns in einen Zustand des Flow versetzt. Viele merken erst hinterher, dass sie beim Sketchnoten Zeit und Raum vergessen und gehen ganz in ihrer Tätigkeit auf.

 

  1. Mit Sketchnotes erzeugen wir Sinn und stellen Zusammenhang her

Während wir bei herkömmlichen Schriftnotizen fragmentarische Informationen aneinander reihen, setzen wir sie in einer Sketchnote zueinander in Beziehung, grenzen sie ab, bringen sie in eine Reihen- oder Rangfolge. Mit Hierarchieebenen, Farbcodes und Symbolen, machen wir uns im wahrsten Sinne ein Bild davon, worum es geht. Und das können wir uns besser merken als nur die Einzelteile. Wir verarbeiten Informationen tiefer und lernen sie intensiver. Ein so entwickeltes Bild können wir uns besser merken als wenn wir versuchen würden, uns die Informationen, aus denen es besteht, einzeln zu merken. Wir erschaffen also Kohärenz, Zusammenhang.

Da Bilder individuelle Assoziationen an eigene Erfahrungen hervorrufen, können sie leichter an bereits vorhandenes Wissen angedockt und mit Emotionen verbunden werden. Das Wissen wird ins bestehende Wissensgebäude eingebaut, wir machen es uns zu eigen.

Wer mit einer klaren Lernerwartung oder einem spezifischen Erkenntnisinteresse eine Sketchnote beginnt, kann vorab ein Layout wählen, dass hilft, genau diese Informationen aus einem Vortrag oder einem Video herauszufiltern. Wenn beispielsweise in der Überschrift “Drei Schritte” angekündigt werden, können 3 Kästchen oder 3 Wegstationen auf dem Blatt angelegt werden, die man dann während des Vortrags nur noch auszufüllen braucht.

Die Entwicklung eines kohärenten Bildes wird auch dadurch unterstützt, dass der Platz bei Sketchnotes begrenzt ist. Mit der Vorbereitung eines Blattes oder einer Doppelseite im Notizbuch setzen wir einen Rahmen für die Notiz. Das macht uns wählerisch, welche Information es wert ist, aufgenommen zu werden, welches Bild den beschränkten Platz einnehmen darf.

 

3. Sketchnotes sind nützlich und vielseitig verwendbar

Klassische Stichpunktnotizen haben oft nur eine sehr geringe Halbwertzeit und haben ihren Wert oft verloren, wenn wir sie nach Monaten oder Jahren noch einmal zur Hand nehmen (aber wer tut das schon?) Bei Sketchnotes ist das anders. Da hier Kontextinformationen, Zuordnungen und visuelle Anker eingebaut sind, genügt oft ein Blick und die Erinnerung kommt zusammenhängend am Stück zurück. Man kann mit den eigenen Notizen mehr anfangen und findet Informationen besser wieder. Den Effekt, dass wir visuell enkodierte Informationen besser erinnern als rein verbale Informationen hat Alan Paivio bereits in den 70er Jahren nachgewiesen und mit der “Dual Coding Theory” erklärt”, also damit, dass wir die Information doppelt verarbeiten. Hinzu kommt, dass Notizen, die man selbst bebildert hat, zusätzlich an indivduelle Assoziationswelten angeknüpft sind.

Doch Sketchnotes sind mehr als nur eine Gedächtnisstütze für den individuellen Lerngebrauch. Viele Sketchnoter überarbeiten ihre zunächst vielleicht noch skizzenhaften Aufzeichnungen – und zwar nicht nur, weil sie dann selbst mehr Freude daran haben, sondern weil sie den Inhalt dabei reflektieren und es dann leichter wird, sich mit anderen darüber auszutauschen.

Die Visualisierung hilft eines Gedankens kann enorm helfen, ihn zu kommunizieren und fördert das bessere Verständnis.  Sketchnotes können auch Interesse beim Gegenüber wecken und Aufmerksamkeit erzeugen. Sie zu erstellen kostet zwar Aufmerksamkeit, wenn sie aber fertig sind, können wir damit auch Aufmerksamkeit bei anderen erregen. Wenn wir im Gespräch ein Bild vorlegen, schaffen wir eine gemeinsame Projektionsfläche, mit der wir verschiedene Perspektiven abgleichen können. So vertiefen wir das Gelernte und können es zugleich weiterentwickeln und anwenden.

 

 

Das macht Sketchnotes auch für andere Verwendungszwecke interessant, zum Beispiel beim Entwurf von Flipchart- oder Powerpointpräsentation für . Sie dienen Trainern, Coaches und Referenten als Entwurf für eine Flipchart- oder Powerpointpräsentation. Und was sich gut auf dem Papier macht, kann dann auch abfotografiert und auf Social Media gepostet oder für Printmaterialien genutzt werden.

Positiver Nebeneffekt: Da man die Zeichnungen und Fotos selbst erstellt hat, gibt es keine Urheberrechtsprobleme und zusätzlichen Kosten für die Bebilderung. Außerdem hat man authentisches interessantes Bildmaterial, das sich von den glatten, perfekten, digitalen Oberflächen abhebt.

Sketchnotes funktionieren radikal anders als konventionelle Notizen, sie verbinden Informationen mit unseren menschlichen Bilder-und Assoziationswelten. Lernen wird mit Sketchnotes nicht leichter. Aber es wird sinnlicher und emotionaler.

Sketchnotes for 2

The interview with Mike Rohde on the sketchnotearmy podcast refers to my session at the International Sketchnote Barcamp in Lisbon where I showed some examples of my work as a career counselor.

Sketchnotes are a powerful tool, to make sure, we understand each other, see the big picture, make good choices and prepare the next steps to action. Here are 12 examples how we can use sketchnotes in coaching and counseling from contracting in the beginning to evaluating at the end of the process. (click to see the whole picture)

Hier sind 12 Beispiele, wie wir Sketchnotes in Coaching, Beratung und Therapie aber auch in Gesprächen mit Freunden und Ehepartnern einsetzen können. Die Einsatzmöglichkeiten umfassen den gesamten Beratungsprozess, angefangen mit den Vereinbarungen über den Beratungsprozess über Erklärungen und Informationsvermittlung, Ideengenerierung, Ressourcenexploration, Planung, bis hin zur Dokuentation und Evaluation. (Bitte anklicken, um die Bilder ganz zu sehen)

Meine Sketchnoteschrift nach „Berlin Letters“

Erst hatte ich gar nicht vor, hinzugehen, zu “Berlin letters”. Ich dachte: “Meine Handschrift ist doch ganz ok, auch meine Blockschrift ist lesbar – für meine Sketchnotes reicht das.” Außerdem habe ich weder die Geduld noch die Zeit, mich wochenlang mit einem verschnörkelten Schriftzug zu beschäftigen, denn in den Sketchnotes muss es schnell gehen und ich habe keine Verwendung für Schischi. Wenn ich höre, dass es Menschen gibt, die über Jahre eine neue Schrift entwickeln, die am Ende ziemlich genauso aussieht, wie ein historisches Vorbild, interessiert mich das nur am Rande. Als ich dann aber hörte, wie viele (wirklich gute!) Sketchnoter sich angemeldet hatten, deren Schrift um Klassen besser ist als meine, brachte mich das ins Nachdenken. Eine Sketchnote steht und fällt mit der Schrift. Bessere Schrift – bessere Sketchnote. Und ja, ich sehe, dass es bei mir besser geht. So kam es, dass ich drei Tage lang in die Welt der Bucstaben abgetaucht bin und es mit den Spezialisten zu tun bekam, mit Menschen, für die Buchstaben Wesen mit einem Skelett, Fleisch, Knochen, Gewicht und einem Charakter sind.

Mein “Berlin letters”-Notizbuch ist zwar beinahe voll geworden aber die Sketchnotes sind nicht vorzeigbar, weil ich immerzu nur nach vorne gucken musste und Angst hatte, etwas zu verpassen, wenn ich zeichne.

Am ersten Tag war ich mir noch nicht sicher, ob ich richtig bin. Dann gingen die Vorträge los. Meine Zweifel wichen augeblicklich dem Staunen und sinnlichem Vergnügen. Es war wie ein opulentes visuelles Mahl. Ein Rausch der Farben, Schwünge und Kompositionen. Comictitel aus den 60ern, Ladenschilder aus den 20ern, Flaschenetiketten von heute … Ein unglaublicher Augenschmaus. Und auch wenn mir der Magen abends in den Knien hing – visuell war ich so satt und glücklich wie selten in meinem Leben.

Am zweiten Tag beschloss ich, das Gehirn wieder einzuschalten und zu filtern, um mit der Flut an Bildern, Inspirationen und Impulsen klar zu kommen. Ich stellte mir also die Frage: “Was kann ich mir rausholen, was meine Sketchnoteschrift besser macht? Und zwar ohne, dass ich “meiner Schrift” , der Schreibschrift und der Blockschrift, Gewalt antue?

 

1. Die Schrift muss gut lesbar sein

Okay, das Schrift lesbar sein soll, ist klar, denn das ist ja ihr Zweck: Inhalte zu transportieren. Klingt banal, ist aber gerade bei Sketchnotes gar nicht selbstverständlich. Sketchnotes sind schließlich etwas, was wir erstmal für uns selbst machen und wenn wir sie als Denkhilfe benutzen und wir selbst schon wissen, was gemeint ist, kommt es darauf vielleicht gar nicht so an? Kommt es doch. Spätestens, wenn wir ein paar Tage später, auf unsere Aufzeichnungen zurückkommen und versuchen, daraus klug  zu werden, was dieser komische Kringel am Ende des Wortes bedeuten mag, zeigt sich, dass eine leserliche Schrift echt Zeit spart.

 

In Bezug auf meine eigene Schrift sind meine Baustellen das kleine “e” und das “n”. Das kleine “e” gerät mir oft zu schmal und dann sieht es wie ein “i” aus. Mein “n” ist schnell mit einem “u” zu verwechseln, meist kann man nur aus dem Kontext erschließen, was gemeint ist. Ich habe mir also vorgenommen, diese Buchstaben neu zu lernen und so oft leserlich zu schreiben, bis sie im Muskelgedächtnis angekommen sind.

Nadine Roßa persönlich hat mein Versal-Eszet genehmigt. Es ist seit der Rechtschreibreform Teil unseres Versal-Alphabets – leider haben wir es aber nicht auf der Tastatur.

 

“Gut lesbar” heißt auch: Die Schrift muss unmissverständlich sein. Deshalb habe ich nach Nadine Roßas Vortrag den Großbuchstaben Eszet adoptiert. Was viele nicht wissen: Das Versal-ß (ẞ)ist schon seit der Rechtschreibreform Teil unseres Versal-Alphabets, leider finden wir es nicht auf der Tastatur. Als Sketchnoterin, die ich meine Titel gerne versal, also mit Großbuchstaben schreibe, kann ich jetzt Wörter wie “MAẞE” und “BUẞE” schreiben und keiner denkt ich schreibe über die Massen oder Busse.

 

2. Sketchnoteschrift muss schnell gehen

Wenn ich schnell einen interessanten Gedanken festhalten will muss ich schnell schreiben können, sonst geht er mir durch die Lappen. Schnelligkeit kommt von Übung. Damit eine mittelschnelle Schrift lesbar bleibt und gut aussieht, lohnt es sich, die “Schwachstellen” in der eigenen Schrift aufzuspüren und auszubügeln. Bei mir ist es das kleine “e”, das leicht zu schmal wird und das kleine “n”, das oft wie ein “u” aussieht und nur im Kontext eines Wortes erkennbar wird. Ich habe mir vorgenommen, an diesen beiden Buchstaben zu arbeiten.

 

3. Die Schrift soll auf den Inhalt einstimmen

Die Hauptunterscheidung in Bezug auf Schrift, die ich in meinen Sketchnotes mache, ist die

zwischen Schreibschrift und Blockschrift und das gilt besonders für den Titel einer Sketchnote. Ich denke, hier kann es sich lohnen, Schrift, Farbe, Gewicht (also Dicke) und Charakter des Titels mit Bedacht zu wählen, weil sie uns auf den Inhalt der Sketchnote einstimmt und so viel Erwartung und Assoziation transportieren kann. So ähnlich hat es auf dem Festival der spanische Typedesigner Ivan Castro formuliert, als er die Bedeutung von Comictiteln erklärt hat (cool guy, by the way, lohnt sich zu googlen). Deshalb verwende ich in der Überschrift Schreibschrift, wenn es in der Notiz um eher emotionale Themen geht und Blockschrift, wenn es um sachliche Inhalte geht. Farbe, Umrandung, Schnörkel, Schatten usw. können den Inhalt vertiefen – wenn ich die Zeit dazu habe. Inspirationen dazu nehme ich tonnenweise von Berlin letters mit.

 

4. Die Schrift soll gut aussehen

Klar, wenn die Sketchnote nicht nur zwischen zwei Notizbuchdeckeln vergraben bleiben soll und ich mich mit anderen darüber austauschen will, ist es hilfreich, wenn sie gut aussieht. Man selbst und die anderen haben dann einfach mehr Lust, sich überhaupt damit zu befassen und Aufmerksamkeit dafür aufzubringen. Die Gestaltung der Buchstaben ist bei der Sketchnote ein wesentliches Element, das über den Gesamteindruck entscheidet. Es sind die Feinheiten wie Gewicht (Dicke), Abstände zwischen den Buchstaben, Proportionen und Farbgebung, die den Unterschied machen. Berlin Letters hat meinen Blick dafür geweitet und ich habe viele gelungene Beispiele gesehen.

Das Festival ist zu Ende und ich finde meine Schrift immer noch “ganz okay”. Aber ich sehe  klarer, wo sie besser, genauer, passender werden kann. Insgesamt hat mir das Festival das Gefühl vermittelt, dass meine Schriften etwas Lebendiges, Veränderliches, sind, etwas, womit ich experimentieren, mich inspirieren lassen kann. Ich kann die Baustellen benennen und  ich habe eine Idee, was ich ausprobieren und ändern kann. Mal gespannt, wohin das führt.

Sketchnotes@work

Wie so viele Sketchnoter habe auch ich erst gedacht, Sketchnotes sind nur für den Hausgebrauch, eine Art Übungs-Visualisierung auf dem Weg zu den Profi-Formaten Graphic Recording, Graphic Facilitation oder Illustration. Ich dachte, sie sind etwas, was man im Stillen für sich selbst macht. Doch dann schwappte die Begeisterung fürs Sketchnoten immer mehr in meinen Job als Beraterin und Coach über und sie fing an, meinen Arbeitsalltag zu verändern. Sketchnotes machen meine Arbeit bunter, lebendiger, lustiger, sie bringen Transparenz, Gedächtnisstützen und Gesprächsimpulse. Das geht nicht nur mir so. Erst kamen die Entwickler, Researcher und Desinger dahinter, dass Sketchnotes im Arbeitskontext enorm nützlich sind. Dann entdeckten es auch die Lehrer, Professoren, Berater und Therapeuten. Jetzt sieht man täglich neue Anwendungsbereiche auf Instagram. Aber was genau kann man “on the Job” mit Sketchnotes anstellen? Ich habe mal gesammelt, wie ich Sketchnotes in meinem Beruf als Beraterin, Coach und für die Öffentlichkeitsarbeit einsetze.

 

Wie alles anfängt: Sketchnotes nur für mich

Wie die meisten Sketchnoter habe auch ich damit angefangen, Dinge, die ich lernen wollte, zu sketchnoten. Ich habe mir TED-Talks und Video-Tutorials vorgenommen, Hefte für Sketchnotes zu Büchern und Artikeln angelegt und mich mit Stift und Papier in Vorträge gesetzt. Dabei habe ich Erstaunliches festgestellt: Erstens: Ich kann mich besser konzentrieren und die Aufmerksamkeit halten, wenn ich sketchnote. Zweitens: Ich verarbeite den Inhalt intensiver, wenn ich Zusammenhänge und Abläufe visualisiere und bin wählerischer bei dem, was ich notiere. Ich nehme mir gezielter das heraus, was für mich relevant ist. Und drittens: Ich kann mir das einmal notierte besser merken. Selbst wenn ich nach Jahren alte Aufzeichnungen durchgehe, ist die Erinnerung gleich wieder da. Bilder, Symbole und räumliche Anordnung wirken wie „Kleber“ fürs Gedächtnis. Für meinen Job ist das sehr von Vorteil, denn als Beraterin für berufliche Entwicklung muss ich ständig neue Dinge lernen.

 

Mit der Zeit veränderten sich dann auch meine Kritzeleien in Meetings. Im sketchnote-army podcast mit Mike Rohde beschreibt der UX-Designer und Researcher Chris Spalton diesen Vorgang als Shift von “Mindless Doodling” zu “Business Doodling”. Ich bin kein großer Fan von Meetings. Oft langweilen sie mich, manchmal regen sie mich auf. Mit Sketchnotes schaffe ich es, bei mir und beim Thema zu bleiben und auf dem Papier mitzudenken. Wenn sich die Diskussion im Team zu verlaufen droht, kann ich dann das Blatt hoch halten und so helfen, die verschiedenen Perspektiven zusammen zu bringen.

 

Für die Reflektion meiner Arbeit sind mir Sketchnotes unerläßlich geworden. Oft sind es die Beratungen, bei denen es nicht voran geht, die mich nachhaltig beschäftigen und dazu bringen, mir ein Blatt vorzulegen und das Ganze aus der Vogelperspektive zu betrachten. Dann hilft es zum Beispiel, den sozialen Kontext, den zeitlichen Ablauf oder zwei Bilder für „Ist- und Sollzustand“ aufzumalen. Bei dieser Reflektion kommen mir Fragen und neue Aspekte in den Sinn, mit denen ich dich nächste Sitzung vorbereiten kann. Die Kritzeleien, die bei der persönlichen Reflektion entstehen, können enorm helfen, die noch unfertigen und unsortierten Gedanken greifbar und sortierbar zu machen. Aus gefunden Problemlösungen kann ich Herangehensweisen generieren, die auch für andere Klientinnen nützlich sind. Wie zum Beispiel unten auf dem Foto, wo ich zeige, wie man die Recherche nach einem neuen Job so gestalten kann, dass man mit interessanten Leuten in Kontakt kommt und ein Gefühl dafür kriegt, wo man hin will.

 

Sketchnote interaktiv: Gespräche mit Kollegen, Klienten, Partnern


In der Beratungssitzung verwende ich gerne Sketchnotes und Klebezettel. Dazu skizziere ich auf dem Blatt, was das Thema ist: Geht es zum Beispiel um einen beruflichen Übergang, stelle ich unten links eine Figur auf den Startpunkt und zeichne ein Zielfähnchen oben rechts in die Ecke. Dann notiere ich die einzelnen Ideen und Gedanken, die der Klientin im Kopf herum schwimmen auf die Zettel und klebe sie aufs Blatt. So kann man das Durcheinander im Kopf zunächst aufs Papier bannen und dann dort gemeinsam in Ordnung bringen. Ich verwende dafür am Anfang lieber billiges DIN A 4 Druckerpapier als große teure Flipchartbögen. Hier ist die Hemmschwelle viel geringer, den Spielraum aus Papier zu nutzen, zu beflecken, zu verwerfen, neu zu probieren. Wenn es dann vom Druckerpapier aufs Flipchart geht, geht auch der Beratungsprozess in die nächste Phase. Am Ende der Beratung gibt es ein greifbares Ergebnis, das ich mit nach Hause geben kann und das dort weiterarbeiten darf.

Auch im Gespräch mit Kollegen und Vorgesetzten sind Sketchnotes sehr praktisch. Wenn die Zeit knapp ist, wie z.B. in einer kollegialen Beratung oder in einem Mitarbeiterentwicklungsgespräch können wir mit einer vorbereiteten Sketchnote alle uns wichtigen facts “auf den Tisch legen” und auf einen Blick unsere Perspektive vermitteln. Die Gefahr, dass wir einen wichtigen Punkt vergessen oder nicht dazu kommen, ist dann geringer, als wenn wir endlose Listen abarbeiten oder uns auf unser  Gedächtnis verlassen müssen. Wir halten im wahrsten Sinne des Wortes “das Heft in der Hand”.

 

Sketchnotes in der Außenwirkung

Skizzen, die in Arbeitsgesprächen interaktiv entstehen, bilden authentisch ab, worum es im Job geht. Sie kommen lebendiger und „echter“ ‘rüber, als glatte, perfekte Istock-Photos oder Profivisualisierungen. Außerdem haben sie den Vorteil, dass man selbst das Urheberrecht hat und keine zusätzlichen Kosten für das Bildmaterial anfallen.

Deshalb nutze ich immer öfter Sketchnotes in der Öffentlichkeitsarbeit für unsere Beratungsstelle Frau und Beruf e.V. Auf der Sketchnote sind vier Beispiele.

 

Ich hänge Sketchnotes im Schaukasten aus, mit dem wir an der Hauswand Passantinnen auf unsere Arbeit aufmerksam machen, nutze Ausschnitte für Blogbeiträge und habe ein Erklärvideo entwickelt. Manche Zeichnungen fließen in unsere Arbeitsmaterialien ein, die wir unseren Klientinnen und Workshopteilnehmerinnen mit geben.

Dass Sketchnotes gerade jetzt in allen möglichen beruflichen Kontexten zum Thema werden, kann kein Zufall sein. Die Währung des Informationszeitalters ist Aufmerksamkeit und die wird durch Sketchnotes geweckt und gehalten. Sketchnotes schaffen einen direkten Zugang zu unserer Bilder- und Erfahrungswelt und wecken unsere Emotionen. Sie öffnen Spielräume, verwandeln Papier in Experimentalabors und Stifte in Denkwerkzeuge. Ich glaube, was wir jetzt sehen, ist erst der Anfang.