Es wird behauptet, dass Sketchnotes und Visualisierungen uns Coaches und BeraterInnen helfen, besser zuzuhören. Ich glaube, das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist: Dass wir besser zuhören müssen, um überhaupt visualisieren zu können. Paradoxerweise erleben visualisierende Coaches und Berater das meistens als weniger anstrengend. Wie kann das sein? Warum gelingt Zuhören besser, wenn wir dabei visualisieren?
1. Visualisierungen entlasten das Gedächtnis
Gerade am Anfang eines Gespräches sind wir als Zuhörer mit einer großen Menge an Information konfrontiert, die wir einordnen und verstehen müssen. Visualisierungen helfen, alles erstmal aufs Papier zu bringen, sodass man später darauf zurück greifen kann. Dann können wir verschiedene Lösungsansätze nebeneinander stellen, ohne uns auf eine zu versteifen. Das Papier ist geduldig und erträgt Ambiguität und Vieldeutigkeit, komplexes Problemlösen wird ermöglicht. Und wir können unsere Aufmerksamkeit wieder ganz auf unser Gegenüber richten.
2. Visuals machen es leichter, sich ins Gegenüber hineinzuversetzen.
Manchmal ist es gar nicht so leicht, uns vorzustellen, wie es im Kopf unseres Gegenübers aussieht. 1000 Gedanken drehen sich im Kopf? Meistens reduziert sich die Anzahl beträchtlich, sobald die ersten 10 notiert und sortiert sind. Dann stellt sich oft heraus, dass es sich bei den anderen 990 um Wiederholungen der ersten 10 dreht. Doch wir können als Gegenüber leichter verstehen, was für den anderen so überwältigend ist.
3. Visualisierungen helfen, die Zusammenhänge zu besser zu verstehen und in Alternativen zu denken
Doch Visuals helfen nicht nur, dass wir uns Dinge leichter merken können, Sie helfen auch, sie zueinander in Beziehung zu setzen oder voneinander abzugrenzen. Häufig erlaubt es die Integration in eine Bildmetapher oder die Einordnung in ein Template Ordnung ins Chaos zu bringen, Übersicht herzustellen und Sinn zu erkennen.
4. Visualisierungen decken Missverständnisse leichter auf
Wenn wir als visualisierende Coaches etwas falsch verstehen und es aufmalen, läßt sich das Missverständnis nicht mehr verbergen. Unser Coachée kann sofort den Finger auf den Fehler legen oder zum Stift greifen und uns korrigieren. Wir kommen vom trügerischen „gefühlten“ Verstehen zum gegengecheckten echten Verstehen.
5. Visualisierungen verlangsamen und vertiefen das Gespräch
Auch wenn wir sehr geübte und schnelle Visualisierer sind, der Akt des Zeichnens und Notierens unterbricht den Redefluss und gibt uns und dem Gegenüber Zeit und Raum, mit dem Gesagten in Resonanz zu gehen, es zu vertiefen und zu präzisieren.
Ich denke, dass die oben beschriebenen Vorteile von Visualisierungen sowohl für freie bildhafte Visualisierungen gelten, wie auch für die stark vorstrukturierte Arbeit mit Templates. In meinem Buch „Sketchnotes für zwei. Visualisierungen für Berater und Coaches“ werden Sie zu beiden Ansätzen Anwendungsbeispiele und Erfahrungen von Praktikern finden. Aktuelle Infos hierzu gibts in meinem Newsletter.